Die Merseburger Zaubersprüche sind eines der wertvollsten Dokumente der deutschen Sprache, weshalb es nicht verwundern kann, dass sich der Wahl-Merseburger Klaus-Dieter Urban damit auseinander gesetzt hat. Er schuf eine Skulpturengruppe, die mythologische Figuren (Wodan, Baldur, Phol, Sunna, Frija, Idisen) aus den Zaubersprüchen sowie Tafeln, die die Texte wiedergeben, umfasst.
Die in der Merseburger Domkapitelsbibliothek von Georg Waitz entdeckten Zauberformeln wurde erstmals 1842 von Jacob Grimm herausgegeben. Sie enthalten einen Lösungszauber für Fesseln und einen Heilungszauber für einen verletzten Pferdefuß. Sie erlauben trotz ihrer Kürze einen tiefen Einblick in die Mentalität des 10. Jahrhunderts sowie in die althochdeutsche Sprache.
Da die Originaltexte kaum verstanden würden, hat Urban eine deutsche Entsprechung wiedergegeben: Die Texte der Tafeln am unteren Ende geben den zweiten Zauberspruch sinngemäß wieder und lauten
"Phol und Wodan
Ritten ins Holz
Da ward dem Fohlen
Balders
Der Fuß verrenkt
Da besprach ihn
Sinthgunt und Sunna
Ihre Schwester
Da besprach ihn
Frija und Volla
Ihre Schwester
Da besprach ihn
Wodan
Wie nur er es
Verstand"
und
"Knochenrenke
Wie Blutrenke
Wie Gliedrenke
Ein zu rein
Blut zu Blut
Glied zu Gliedern
Als Ob Geleimt
Sie seien"
Die Tafel am oberen Ende gibt den Ersten Zauberspruch wieder:
"Einst setzten sich
Idisen
Setzten sich
Hierher
Manche hefteten
Haft
Manche hemmten
Das Heer
Einige zerrten an
Den Fesseln
Enspring den
Haftbanden
Entfahr den
Feinden"