An einem Haus an der Hauptstraße durch den Neumarkt hat man eine Kugel erhalten, die dort vor mehr als 250 Jahren einschlug. Der Neumarkt war häufig von kriegerischen Handlungen betroffen, da hier einer der wenigen Übergänge über die Saale existierte. Allein die Neumarktbrücke wurde so oft unpassierbar gemacht, dass nur eine Aufzählung der Jahreszahlen verdeutlichen kann, wie umkämpft das Gebiet in den letzten 500 Jahren war: 1547, 1636, 1637, mehrfach 1640, dann 1641, 1644, 1757, 1813, 1944. Das sie so oft Opfer werden konnte, lag daran, dass sie bis 1783 einen hölzernen Mittelbau hatte.
Diese von Kurt Stahlberg im Jahr 2000 in der Zeitschrift Merseburg einst und jetzt zusammengetragenen Ereignisse ergänzte er um eine weitere wichtige Information: am damaligen Haus des Floßboten, Neumarkt 26, befindet sich eine Kugel, die hier bei einem Gefecht zwischen Österreichern und Preußen im Jahr 1762, also während des Siebenjährigen Krieges, einschlug. Diese Kanonenkugel wurde zum Andenken an die Kampfhandlungen in der Wand belassen, Stahlbergs Hoffnung auf eine Erklärungstafel wurde durch den Merseburger Altstadtverein erfüllt.
Bei den welterschütternden Kämpfen des Siebenjährigen Krieges (1756-1763), der auch als der dritte Schlesische Krieg gezählt wird, kam es zu Kampfhandlungen auf drei Kontinenten, da Preußen, Portugal und Großbritannien und weitere Verbündete mit Sachsen, Österreich, Frankreich, Rußland, Schweden und der Reichsarmee im Krieg waren, was sich auch in den Kolonien auswirkte. Das erklärt auch, wieso die österreichische Armee von der sächsischen Seite her angriff.