Im Südwesten des Stadtfriedhofes St. Maximi befindet sich eine Gedenkanlage für die "Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft". Es ist dies ein Terminus, der erst nach dem Jahr 1989 in Gebrauch kam und zum Ausdruck bringen soll, dass es neben den direkten Kriegsopfern des Zweiten Weltkriegs auch zahlreiche Morde durch das nationalsozialistische Staatssystem gab, das also Bürger nicht nur durch Kriegshandlungen sondern auch durch Konzentrationslager, Folterverhöre und Mordanschläge umkamen. Der 1994 gesetzte Gedenkstein ergänzte damit die Gedenkanlage für die „Kriegs- und Bombenopfer“ Merseburgs um die anderen Toten..
Merseburg hatte durch die Nähe der als kriegswichtig eingestuften Industrieanlagen von Leuna besonders stark unter Luftangriffen zu leiden. Insgesamt 19 Mal wurde die Region bombardiert, da die Angriffe nie zur vollen Zufriedenheit der Amerikaner und Briten abliefen. Ein dazu veröffentlichter Artikel sprach gar von den „Neun Leben Leunas“. Meist wurden beide Städte angegriffen, knapp 500 Flak-Einheiten schützten die Gegend, doch für die Bürger gab es nur drei Bunker, da sich die Stadt nicht sonderlich für solche eignete. Man schuf daher Stollen in den Saalehängen. Von den 85.000 Bomben, die auf Merseburg/Leuna abgeworfen wurde, trafen 5.700 Merseburg direkt. Das liegt auch daran, dass sehr viele ungenau waren und nur die Werderwiesen trafen. Die große Mehrheit der Bausubstanz (80%) wurde beschädigt (15 % total zerstört, 35 % schwer beschädigt), 578 Menschen starben, über 600 wurden verletzt. Der Großteil der Kinder war nach Stolberg (Harz) evakuiert worden. Geflogen wurden die Angriffe durch enorme Geschwader, die nur in drei Fällen aus weniger als 930 Bombern bestanden.
Die Anlage besteht aus einer Bodenvertiefung, in deren Hänge die Gedenkplatten mit den Namen der Toten gelegt wurden. Es sind dies sieben Tafeln, von denen die erste (links vorn) mit „Kriegs- und Bombenopfer 1940 – 1945 in Merseburg“ betitelt ist und 55 Namen von Albershausen bis Della nennt. Oft sind es mehrere Personen einer Familie, daher beginnt auch die zweite Platte mit dem Nachnamen Della. Unter den 58 Namen finden sich auch mehrere Fääle, in denen nur der Nachname bekannt ist. Sie endet mit dem Nachnamen Grahl. Die dritte Tafel, die die erste im Innenraum darstellt, umfasst 56 Namen zwischen Graichen und Kahlert. die vierte 59 Namen von Kamphenkel bis Mann. Die fünfte Tafel (58 Namen) beginnt mit Martensen und endet mit Ritter, die sechste Tafel (gegenüber der dritten) mit Roschen, nennt 58 Namen bis Thiedke. Die siebente Tafel (gegenüber der zweiten) nennt schließlich 56 Namen (Thieme bis Zühlke) und ergänzt, dass von 29 Toten die Namen vollständig unbekannt geblieben sind.
Allein diese Gedenkanlage auf dem Stadtfriedhof erinnert also namentlich an genau 400 Tote, von denen teils nur der Nachname bekannt ist, sowie an 29 unbekannte Opfer. Auffällig ist der hohe Anteil von Frauennamen. In jeder Zeile stehen (je nach Länge des Namens) zwei oder drei Namen, nur in der allerletzten stehen vier.