Innerhalb der Sakraltopographie von Merseburg ist die Stellung der Kirche St. Viti am schwierigsten einzuschätzen. Einerseits befindet sie sich in dem ältesten Areal der Stadt, nämlich in Altenburg, andererseits wird sie als letzte aller Kirchen der Saalestadt erwähnt. Während die Peterskirche in der Altenburg schon im Jahr 1012 nachzuweisen ist, wird St. Viti erst ab 1270 in den Urkunden genannt. Da sie uns sofort als Pfarrkirche entgegentritt, ist die Vitikirche vermutlich der Nachfolger der Petrikirche in dieser Funktion, nachdem die Peterskirche zum Kloster wurde.
Architektonisch ist es ein typisches, fast noch als Dorfkirche anzusprechendes Bauwerk mit einem Westquerturm, wie wir ihn Dutzende Male im Umfeld von Halle finden. Diese Türme werden stets der Romanik zugeschrieben, da sie sich über ihre Schallöffnungen mit den Säulen und den romanischen Kapitellen klar in diese Kunstepoche einordnen lassen. Ebenfalls typisch ist das barock überprägte Schiff, häufig eine Folge der Untaten des Dreißigjährigen Krieges. Was die Kirche aber so imposant macht, ist zum einen ihr Standpunkt hinter hohen Mauern auf dem Hügel, durch den sie von Westen her wie ein Burgturm aussieht, zum anderen ihr langgezogenes Schiff, das sie über Dorfkirchen erhebt.
Wie fast alle Patrozinien in Merseburg ist auch Vitus/Veit eher selten im Raum zwischen Saale und Harz anzutreffen. Wir finden ihn nur in Schwittersdorf, Teutschenthal und Wolferstedt sowie ehemals bei einer Kapelle in Mücheln.