Otto Eduard Leopold von Bismarck-Schönhausen (1815-1890) war der erste deutsche Reichskanzler (1871-1890). Diese 19 Jahre waren aber nur der Höhepunkt einer 30jährigen Tätigkeit als Spitzenpolitiker, weshalb man ihn auch den „Eisernen Kanzler“ nannte. So war er 1862 bis 1890 Ministerpräsident Preußens, zeitweise auch Bundeskanzler des Norddeutschen Bundes und Außenminister. Sein Einfluss gegenüber dem Kaiser war durch die jahrzehntelange Aktivität so enorm, dass dieser „Es ist nicht leicht unter einem solchen Kanzler Kaiser zu sein.“ geklagt haben soll.
Als einer der berühmtesten Menschen, die auf dem Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalt geboren wurde - Bismarck stammt aus der Altmark - sind ihm hier besonders viele Denkmale gewidmet gewesen. Kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges besaß aber wohl fast jede größere Stadt Deutschlands ein Bismarckdenkmal, was von eigenen Vereinen forciert worden war. Die Verehrung für den einstigen Reichskanzler ging so weit, dass ihm auch zahlreiche Straßen und Plätze, Aussichtstürme, sogenannt Bismarcktürme (Petersberg, Wettin), der Bismarckhering, eine Palmenart, eine Farbe, topographische Orte (Bismarck-Archipel, Bismarck-Gletscher) und vieles mehr gewidmet wurden.
Die Denkmäler reichten von kleinen Büsten wie an Merseburgs Weißer Mauer an einer Hausfassade bis hin zu monumentalen Plastiken wie der berühmten in Hamburg - die mit 34 Metern so hoch ist wie ein Elfgeschosser - oder der nicht erhaltenen in Halle-Kröllwitz. Dieses hallesche Bildnis wie auch das in Merseburg waren Werke von Paul Juckoff (1874-1936), der das Bild vieler mitteldeutscher Städte durch seine Brunnen und Skulpturen mitprägte. Auch die benachbarten Büsten von Wilhelm I. und Friedrich Peege werden Juckoff zugeschrieben.